Deggendorf, Mariä Himmelfahrt, Chororgel, II/18 – Opus 447

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Zeitgenössisch und fügt sich doch wunderbar ein

Deggendorf, Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt, Orgelneubau 2019

Die Chororgel ist von beiden Spieltischen aus gemeinsam mit der Hauptorgel spielbar.

Aus der Festschrift:

Ein Orgelwerk zu erstellen bedeutet manchmal auch ein Kunstwerk zu erschaffen – sei es klanglich, optisch oder technisch. Eine besondere Steigerung erfährt dieses Ansinnen zum einen, wenn ein solches Werk in die künstlerische Gesamtgestaltung des Kirchenraumes wie bei Ihnen in Deggendorf integriert wird – und zum anderen, wenn man ein solches Werk gleich an zwei Standorten verwirklichen darf – bei Ihnen auf der Westempore im historischen Gehäuse von 1749 und im Chorraum im neuen Design von 2019.

Wird man sich als Orgelbauer bewusst, dass man am größten Musikinstrument der Menschheitsgeschichte mitwirkt, so kann alles Tun und Handeln eine besondere Dimension erreichen. Nicht ohne Grund hat auch das 2. Vatikanische Konzil die besondere Bedeutung gerade der Orgelmusik erkannt und diesem Instrument eine hervorgehobene Stellung in der Katholischen Liturgie eingeräumt.

So ist es für unsere Orgelmanufactur immer ein besonderes Erlebnis, wenn sozusagen ein „Kind unseres Hauses – bzw. in Ihrem Fall zwei Kinder unseres Hauses“ in die Welt ziehen und sich in einem neuen Raum einleben und künstlerisch entfalten dürfen. Dies betrifft in Ihrer Kirche mit der Hauptorgel auf der Westemporen vorwiegend den Klang und die Technik (sowie die Planung), die komplett mit neuen Komponenten unserer Werkstätte gestaltet sind. Das äußere Kleid, das umhüllende Orgelgehäuse war vorgegeben. Hier wurden die Orgelteile von Johann Conrad Brandenstein aus dem 18. Jahrhundert selbstverständlich komplett erhalten, auch mit den Seitenwandergänzungen einer späteren Epoche. Dagegen konnten wir uns mit der Gestaltung der Chororgel innerhalb einer Altarraumnische freier entfalten und in Abstimmung mit Ihnen und der Bischöflichen Kunstkommission eine moderne, zeitgenössische Prospektansicht realisieren.

Unsere Konstruktion an beiden Orgeln ist dabei so ausgelegt, dass jede einzelne der 3880 klingenden Orgelpfeifen den von ihr benötigten Platz und Freiraum erhält. Gleichzeitig sollen und müssen alle Pfeifen und technischen Teile der Orgel für Wartungs- und Stimmarbeiten gut und bequem erreichbar sein. Diese Zielvorstellung musste dabei innerhalb der vorgegebenen Dimensionen (historisches Gehäuse und Chorraumnische) verwirklicht werden – mitunter eine schweißtreibende Aufgabe!

Der Klang der Orgel ist entsprechend der Größe des Raumes und der Verteilung auf zwei Standorte sehr vielseitig ausgelegt. Orientiert sich die Hauptorgel entsprechend Ihres umgebenden Kleides auch an barocken Vorbildern, so ist doch ein schwellbares Echowerk vorhanden. Dieses kann zur Chorbegleitung dienen, aber mit französisch orientierten Zungenstimmen auch eine gewisse Klanggravität entfalten. Darüber hinaus lässt das technische Konzept mit additiven elektrischen Trakturen und Oktavkoppeln eine verblüffend große Bandbreite und Klangentfaltung zu.

Dagegen präsentiert sich die Chororgel natürlich etwas kleiner und zurückhaltender. So ist gerade sie auch für die Begleitung kleinerer liturgischer Feiern prädestiniert. Daneben kann sie musikalische Veranstaltungen im Chorraum zielgerichtet unterstützen und bietet mit einem Schwellwerk auch eine große Lautstärkendynamik. Und sollte sie doch einmal zu schwach sein, so kann sie jederzeit Ihrer großen Schwester auf der Westempore unterstützend anfordern!

Natürlich muss die Orgel wie bisher von Menschen bedient werden und es bedarf einer lebendigen Gemeinde zum Zuhören. Wir haben unser Bestes getan, damit Sie in den kommenden Jahrzehnten immer wieder neue Klangmöglichkeiten erleben können.

Nach 3 Jahren einer fruchtbaren Zusammenarbeit ist es uns ein großes Bedürfnis, der Katholischen Kirchengemeinde von Deggendorf für den Entschluss und die Bereitwilligkeit zu danken, zwei schöne Orgelwerke für ihr Gotteshaus durch uns errichten zu lassen. Unser persönlicher Dank gilt allen, die die große und ehrenvolle Aufgabe in besonderem Maße mitgetragen haben, neben H. H. Pfarrer Neidl, Ihrem Organisten und unermüdlichen Mentor Herrn Kirchenmusikdirektor Wellner, natürlich auch Ihrem Orgelsachverständigen Herrn Gerhard Siegl, der uns und Ihr Projekt bis in die Detailplanung hinein begleitet hat. In diesen Dank einschließen möchten wir selbstverständlich alle Beteiligten, die uns auf diesem Weg unterstützt und mit uns zusammengearbeitet haben.

Ein besonderer Dank gilt dabei wie immer auch unseren Mitarbeitern, die für die Orgelerstellung in Ihrer Stadtkirche einen außerordentlichen Einsatz gezeigt haben. So dürfen wir aus unserem Hause die Instrumente übergeben mit dem Wunsch des Erbauers, welcher an beiden Spieltischen in eine Taste eingraviert ist: S.D.G. (Soli Deo Gloria) – Gott allein zur Ehre.

 
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DISPOSITION

I. Manual – Hauptwerk C-a‘‘‘ (70 mmWS)

1. Bourdon 16’
2. Principal 8’ C-e‘ Prospekt
3. Harmonieflöte 8’ C-G Prospekt
4. Cello 8’
5. Dolce 8’
6. Octave 4’
7. Hohlflöte 4’
8. Superoctave 2’
9. Mixtur 3f. 1 1/3’

II. Manual – Schwellwerk C-a’’’ (75 mmWS)

10. Bourdon 8’
11. Gamba 8’
12. Aeoline 8’
13. Viola 4’
14. Querflöte 4’
15. Nasard 2 2/3’
16. Nachthorn 2’
17. Terz 1 3/5’
18. Klarinette 8’ aufschlagend
Tremulant

Pedal C-f’

19. Subbass 16’
20. Octavbass 8’
21. Cello 8’

Normalkoppeln: SW-HW, SW-Pedal, HW-Pedal

Sonderkoppeln: Super HW, Sub SW, Super SW, Äqual SW ab, Super SW-Pedal

Die Manualwerke sind jeder beliebigen Klaviatur zuordenbar